Händedesinfektion in 15 Sekunden: Revolution oder Risiko?

Händedesinfektion in 15 Sekunden: Revolution oder Risiko?
Ein Paradigmenwechsel in der Hygiene?
Die hygienische Händedesinfektion ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Infektionsprävention – nicht nur im Gesundheitswesen, sondern auch in Kitas, Pflegeeinrichtungen und sozialen Einrichtungen. Bisher galt die klare Empfehlung: Mindestens 30 Sekunden lang einreiben, um eine effektive Keimreduktion zu gewährleisten.
Doch aktuelle wissenschaftliche Studien stellen diese Praxis infrage. Ist eine Verkürzung der Einwirkzeit auf 15 Sekunden wirklich sicher? Oder droht hier eine Verschlechterung der Hygiene-Standards?
Wissenschaftliche Erkenntnisse: Ist 15 Sekunden genug?
Neue Untersuchungen zeigen, dass eine 15-sekündige Einwirkzeit unter bestimmten Bedingungen eine vergleichbare Wirksamkeit zur 30-sekündigen Methode erreichen kann. Entscheidend ist dabei die korrekte Einreibetechnik: Eine WHO-konforme Anwendung sorgt für eine gleichmäßige Flächenbenetzung mit alkoholbasierten Händedesinfektionsmitteln (ABHR).
Ein Vorteil der kürzeren Einwirkzeit könnte die höhere Akzeptanz der Händedesinfektion sein. Studien deuten darauf hin, dass eine kürzere Desinfektionsdauer dazu führt, dass Beschäftigte häufiger und gewissenhafter desinfizieren – was wiederum die Infektionsprävention insgesamt verbessern könnte.
Herausforderungen und Risiken: Was spricht gegen 15 Sekunden?
Trotz vielversprechender Ergebnisse gibt es kritische Punkte, die eine Umsetzung in der Praxis derzeit erschweren:
🔴 Benetzung & Volumen: Die Hände müssen während der gesamten Einwirkzeit vollständig benetzt sein. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen jedoch, dass dies in der Praxis oft nicht geschieht – besonders Daumen und Fingerspitzen werden häufig vergessen.
🔴 Regulatorische Hürden: Die aktuelle EN 1500-Norm schreibt eine Mindest-Einwirkzeit von 30 Sekunden vor. Es gibt daher derzeit keine VAH-zertifizierten Desinfektionsmittel mit einer 15-Sekunden-Einwirkzeit.
🔴 Fehlende standardisierte Testmethoden: In bisherigen Testreihen zeigte sich, dass viele Händedesinfektionsmittel mit 15 Sekunden nicht die erforderliche Keimreduktion erreichten. Eine allgemeine Zulassung und Zertifizierung ist aktuell nicht möglich.
🔴 Fehlanwendungen im Alltag: Die Annahme, dass kürzere Desinfektionszeiten die Hygiene verbessern, könnte ins Gegenteil umschlagen, wenn in der Praxis weniger Desinfektionsmittel verwendet wird, um die Hände schneller trocknen zu lassen. Das kann die Desinfektionswirkung erheblich beeinträchtigen.
Was sagt der VAH dazu?
Der Verbund für Angewandte Hygiene (VAH) hat in einer aktuellen Stellungnahme vom 24. September 2024klargestellt:
🚫 Es gibt momentan keine VAH-zertifizierten oder behördlich zugelassenen Händedesinfektionsmittel mit einer Einwirkzeit von 15 Sekunden.
⚠️ Bevor eine generelle Verkürzung empfohlen werden kann, sind weitere klinische Studien und eine Anpassung der Normen erforderlich.
🔎 Aktuell bleibt die 30-Sekunden-Regel der Standard – denn nur so kann eine gesicherte Wirksamkeit garantiert werden.
Bedeutung für Kitas und Pflegeeinrichtungen: Sicherheit geht vor!
Für Einrichtungen mit hohen Hygienestandards – insbesondere Kitas und Pflegeheime – bedeutet das:
✔ Weiterhin auf bewährte und zugelassene Verfahren setzen.
✔ Mitarbeiter schulen, um sicherzustellen, dass alle Handbereiche wirklich benetzt werden.
✔ Regelmäßige Beobachtungen und Adhärenz-Checks durchführen, um die korrekte Anwendung zu überprüfen.
Eine vorzeitige Verkürzung der Einwirkzeit könnte das Infektionsrisiko erhöhen, insbesondere wenn Anwender nicht die korrekte Einreibetechnik beherrschen oder zu wenig Desinfektionslösung nutzen.
Fazit: Wissenschaftlich diskutiert, aber noch nicht praxistauglich
Die Idee einer 15-Sekunden-Desinfektion klingt vielversprechend, ist aber derzeit nicht regulatorisch abgesichert. Bis neue wissenschaftlich fundierte Testmethoden und Normanpassungen vorliegen, bleibt die Empfehlung:
💡 Besser 30 Sekunden gründlich desinfizieren, als in 15 Sekunden unzureichend!
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